Demenz, insbesondere die Alzheimer-Erkrankung, ist eine tiefgreifende Herausforderung für Betroffene, Angehörige und die Gesellschaft. Während körperliche Beschwerden mit zunehmendem Alter oft erwartet werden, stellt der Verlust kognitiver Fähigkeiten eine besondere Belastung dar.

Neue Perspektiven in der Alzheimer-Behandlung: AmCham-Veranstaltung in München
Die Amerikanische Handelskammer (AmCham) brachte kürzlich führende Experten aus Medizin, Politik und Forschung in München zusammen, um über Fortschritte und Herausforderungen im Umgang mit Alzheimer zu diskutieren. Organisiert für die Unternehmen Lilly und GE Health, bot das Panel Einblicke in neueste wissenschaftliche Erkenntnisse und gesellschaftliche Ansätze.
Wichtige Panelstimmen:
Bernhard Seidenath, Vorsitzender des Ausschusses für Gesundheit, Pflege und Prävention im Bayerischen Landtag, betonte die steigenden Fallzahlen: „In Bayern leben derzeit etwa 270.000 Demenzkranke – in wenigen Jahren werden es 300.000 sein, Tendenz leider weiter steigend.“ Er hob den bayerischen Ansatz hervor, präventive Maßnahmen, gesellschaftliche Sensibilisierung, optimierte Versorgung und innovative Forschungsansätze als „Vierklang“ zu fördern, bestehend aus:
- Prävention,
- Sensibilisierung der Gesellschaft für diese Erkrankung,
- Teilhabe der Demenzkranken an der Gesellschaft, und
- einer weiteren Optimierung der Versorgungsstrukturen.

Prof. Dr. Robert Perneczky, LMU Klinikum München, und Dr. Boris-Alexander Kallmann, Neurologe aus Bamberg, beleuchteten die Bedeutung moderner Diagnose- und Therapiemethoden, insbesondere durch Big Data und neue Medikamentenentwicklungen.
Bernhard Seidenath beschrieb für Bayern Projekte wie DIGIDEM Bayern und den Demenzfonds, die einen umfassenden Ansatz verfolgen: Langzeitstudien zu Krankheitsverläufen, die Förderung von Teilhabeprojekten und die Stärkung von Versorgungsnetzwerken.
Ein beeindruckendes Beispiel aus der Praxis ist das Würzburger Projekt „Stiftsschöpple im Juspi“, bei dem Menschen mit Demenz aktiv im Weinberg mitarbeiten. Solche Initiativen zeigen, wie Betroffene Teil der Gesellschaft bleiben können.
All das ist Teil der bayerischen Demenzstrategie, die kürzlich aktualisiert wurde mit einer vollständigen Version, die bis Ende des Jahres veröffentlicht wird. Eine Säule ist der Demenzpakt, dem mittlerweile 50 Institutionen, darunter die Kirchen und kommunale Spitzenverbände, angehören. Der Pakt verfolgt das Ziel, Demenz aus dem gesellschaftlichen „Dunkelfeld“ in die Mitte der Gesellschaft zu rücken. Die erfolgreiche Entwicklung des Pakts spiegelt sich auch in der steigenden Aufmerksamkeit wider, wie beispielsweise bei der bayerischen Demenzwoche, die im September 2024 mit beeindruckenden 1.400 Veranstaltungen auf das Thema aufmerksam machte.
In der Behandlung der Erkrankten und Prävention sieht Bernhard Seidenath eine der größten gesundheitspolitischen Herausforderungen unserer Zeit.
Lokale Expertise am Klinikum Neumarkt
Lokal umgesetzt werden die Erkenntnisse im Umgang mit Demenzerkrankten zum Beispiel am Klinikum Neumarkt. Hier wird eine Demenzbeauftragte im Klinikum eingesetzt, um zu sensibilisieren und zu schulen. Ziel ihrer Arbeit ist es, die Versorgung und Betreuung von Menschen mit Demenz im Akutkrankenhaus zu verbessern.
„In einem Krankenhaus, wo oft alles schnell gehen muss, geraten Menschen mit Demenz manchmal aus dem Blick“, erklärt Alexandra Stauner.
- Fortbildungen: Seit 2023 werden Mitarbeitende geschult, um den besonderen Bedürfnissen von Menschen mit Demenz gerecht zu werden.
- Beschäftigungsboxen: Auf jeder Station sollen Spiele und Aktivitäten bereitgestellt werden, die Angehörige oder Mitarbeitende mit den Patienten nutzen können.
- Empathie und Orientierung: Die Demenzbeauftragte betont die Bedeutung klarer Kommunikation und regelmäßiger persönlicher Zuwendung, um herausforderndes Verhalten zu minimieren.
Die Demenzbeauftragte erläutert: „Kommunikation mit dem Menschen mit Demenz ist sehr wichtig, dass man immer wieder Orientierungspunkte gibt. Zum Beispiel, wenn ich das Patientenzimmer betrete, stelle ich mich kurz vor: Mein Name ist Alexandra, ich bin von der Pflege, ich kümmere mich jetzt um Sie. Sie befinden sich in Neumarkt, im Krankenhaus. Ich verwende kurze, einfache Sätze, die Orientierung geben.“
Prävention und Teilhabe: Ein gesamtgesellschaftlicher Auftrag
Alzheimer und andere Demenzerkrankungen sind nicht nur medizinische, sondern auch gesellschaftliche Herausforderungen. Präventive Maßnahmen – wie die Förderung sozialer Teilhabe, die Behandlung von Hör- oder Sehverlust und eine gesunde Lebensweise – können das Risiko verringern. Doch für Betroffene bleibt das Ziel, sie bestmöglich zu versorgen und in die Gesellschaft zu integrieren.
Fazit
Die Veranstaltung der AmCham und die Arbeit lokaler Initiativen wie in Neumarkt zeigen, dass ein ganzheitlicher Ansatz notwendig ist, und die Betroffenen mit ins Boot geholt werden müssen, auch um von ihren Erfahrungen zu profitieren. : Von innovativen Therapien bis hin zu praktischer Betreuung.